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Märchen sind Landkarten für die Seele

Medizinfrau - Heilerin, Weibliche Weisheit
von Barbara-Mira Jakob
14. Januar 2022
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Märchen sind Landkarten für die Seele

Noch heute denkt man vielleicht, dass Märchen nur für Kinder sind. Viele Psychologinnen und Psychologen haben das widerlegt. Ich meine, gerade für Erwachsene dienen Märchen als Landkarten für die Seele. Die Charaktere repräsentieren innere Seelen-Anteile, die wiederum unser inneres Team ansprechen. Die Anteile zu beleuchten und dann zu integrieren oder zu befreien, ist eine erfüllende Angelegenheit. 

Geschichten und Märchen früher und heute

Geschichten waren immer schon wichtig für die Weitergabe von Informationen, Erfahrungen, Fakten, Träumen, Normen sowie religiöse und politische Überzeugungen. Während des Lauschens von Geschichten produzieren wir eigene Bilder und fühlen, was uns anzieht, ärgert, ängstigt oder herausfordert. Diese Bilder sind eng mit der Seele verknüpft.

Geschichten und Märchen sind uralt und noch bevor sie aufgeschrieben wurden, wurden sie mündlich am Feuer geteilt, gesungen oder in Höhlen aufgemalt. Menschen liebten Geschichten schon immer. Das erkennt man auch leicht am heutigen Storytelling, z. B. bei Werbeanzeigen und -filmen. Früher erfolgte die Tradierung über das gemeinsame Hören und Erzählen, heute jedoch läuft sehr viel über Lesen oder Videosschauen, v.a. bei den Social Media.

Wir wollen die Geschichte dahinter hören und uns identifizieren mit dem Held oder der Heldin. Der Neurobiologe Gerald Hüther sagt, dass wir Märchen brauchen, weil das menschliche Gehirn in der Lage ist, Geschichten besonders gut zu verarbeiten. Diese werden mit dem bereits Erlebten verknüpft und das verhilft zu vertieftem Lernen.

Auch unser inneres Kind liebt Märchen und Geschichten. Interessant für mich ist immer auch die Frage, welches Märchen du als Kind geliebt hast. Dein Lieblingsmärchen verrät mir viel über dein Innenleben, über deine Heldinnen und auch deren Konflikte. Diese Landkarten der Seele kann ich gut lesen. Dies ist meine Begabung. Als Mentorin für Weisheit verfüge ich über einen grossen Erfahrungsschatz. Geschichten und Märchen mit den dahinter liegenden Werten und Symbolen sind ein Leben lang wirksam. Es ist daher sehr bedeutsam, diese zu entziffern und als Landkarte zu nutzen.

Geschichten lösen Emotionen aus. Wir sind berührt und lassen uns berühren. Wir wollen wissen, wie die Geschichte geht und wie sie endet. Wir fühlen mit der Heldin, dem Helden mit und identifizieren uns.  

Märchen und Moral

Märchen vermitteln mehr oder weniger offensichtlich Werte und Moralvorstellungen. Nun ist es wichtig, dass man weiss, dass Märchen vielfach neu- bzw. umgeschrieben wurden. Ich denke, inzwischen sind einige der Moralvorstellungen, die in den Märchen transportiert werden, überholt. Nichtsdestotrotz sind sie als Landkarte und als Heldenreise-Geschichte überaus wertvoll. Lies gerne hier meinen Artikel dazu. 

Wir lieben es, der Heldin auf ihrer Reise zu folgen, sind aufgeregt, wenn sie auf den Widersacher oder ein Hindernis stösst, entspannen uns, wenn sie das Hindernis erfolgreich überwunden hat und sind berührt vom Happy End.

Es kommt alles zurück.

Das Gute, das Böse, das Pech, das Glück,

es kommt alles zurück. (Unbekannt, nach dem Märchen Frau Holle)

1806 entstanden die Märchen der Gebrüder Grimm. Es handelt sich dabei um eine Sammlung von Volksmärchen und Liedern, die weitaus älter sind. Ursprünglich richteten sie sich an Erwachsene und hatten auch erotische Inhalte. Später wurden diese für Kinder umgeschrieben. Sie vermittelten christliche Werte und dienten als Erziehungshilfe. 

Frauenbilder in Märchen

In den Grimmschen Märchen kommen Mädchen und Frauen als schöne Prinzessinnen (Schneewittchen), als arme Mädchen (Die Gänsehirtin), als Stiefmütter (Aschenputtel), als Zauberinnen und Hexen (Hänsel und Gretel) vor.

Dennoch sind auch starke Mädchen zu finden u.a. zum Beispiel beim Froschkönig, Rotkäppchen und Allerleirauh.

Mädchen und Frauen hatten tugendhaft und sittlich zu sein. Möglicherweise ist dies der damaligen Zeit geschuldet. Wenn man jedoch den Blick von Gender-Frage mehr auf die inneren Aspekte lenkt, kann man sich schnell versöhnen, dass die Märchen vordergründig keinen emanzipatorischen Auftrag haben. Was meine ich damit? 

Nehmen wir das Beispiel Märchen “Frau Holle”. Bei den Hauptcharakteren kommen vor: die fleissige und schöne Stieftochter (Goldmarie), die hässliche Tochter (Pechmarie) und Frau Holle (als Himmelsgöttin). All diese Aspekte sind in uns vorhanden und wirksam,  unabhängig davon, ob die Leserschaft männlich oder weiblich ist. Gleiches gilt für Märchen mit männlichen Charakteren.

Märchen als Landkarten für die Seele

In Märchen ist die Symbolsprache und die Projektionsfläche für eigene Glaubenssätze und Ängste überaus reichhaltig, dass man einem inneren Konflikt nicht nur auf die Spur kommt, sondern ihn nachhaltig lösen kann. Märchen zeigen uns, wo Unaufgelöstes liegt, da diese mit dem Fühlen so eng verknüpft sind. Wenn wir an unser Lieblingsmärchen oder einen Charakter denken, löst das etwas in uns aus. Durch das Fühlen gelangen wir an eine Wahrheit und eine Weisheit, was durch das Denken nicht möglich ist. 

Weibliche Weisheit in Märchen

Es gibt viele Märchen, nicht nur von den Gebrüdern Grimm, die weibliche Weisheiten beinhalten. 

Eines der bekanntesten davon ist “Dornröschen”. Viele Märcheninterpret:Innen bleiben beim durchschaubaren, psychologischen Ansatz “Oh, Schreck, wieder braucht es einen Prinz, der die Schöne aus dem Schlaf wachküsst” stehen. Warum da zwölf plus die ungeliebte dreizehnte (weise) Fee im Märchen erscheinen, ist meine Lieblingsstelle. Warum das 13 weise Frauen sind und was der Fluch genau bedeutet, bleibt vielen verborgen. Und genau das ist mein Hook, da komme ich mit meiner Arbeit ins Spiel! Das gefällt mir, denn hier kann nicht abgeschrieben, umgeschrieben, uminterpretiert werden. Die Antwort liegt nur in dir und das Geheimnis kann auch nur durch dich gelüftet werden. Aber ich, als deine Wegbegleiterin, gebe dir gerne Hinweise dazu.

Weise Frauen treten in Märchen als Initiationsmeisterinnen auf für Themen wie Liebe (Die Nixe im Teich) oder Leben (Die Gänsehirtin am Brunnen und Frau Holle). Sie haben verschieden Erscheinungsformen, wie zum Beispiel die Ratgeberin oder Kräuterfrau. Sie können in Gestalt der Seherin, der Bettlerin, der Grossmutter oder auch der Heilerin auftauchen.

Es bereitet mir eine grosse Freude zu sehen, welche Weisheit in den Märchen steckt und wie sie, einmal für das eigene Leben erkannt, innerpsychisch wirkt. Dabei unterstütze ich dich gerne.

4 Kommentare

Uli Pauer
Uli Pauer
Der Froschkönig - ich liebe die Szene, wo die Prinzessin den "garstigen Frosch" an die Wand knallt. Zu lesen in der deutschen Ausgabe.
In einer englischen Ausgabe der Grimms Fairy Tales, ist diese Szene gar nicht vorhanden. Der Frosch darf im Bett liegen und am 3. Tag verwandelt er sich wunderbarerweise, einfach so, in einen Prinzen.
Englische und amerikanische Freunde haben mir gesagt, dass ihnen die "Knaller-Szene" völlig unbekannt ist.
Barbara-Mira
Barbara-Mira
Starke Mädchen waren zu allen Zeiten bei gewissen Prinzen und Kulturen nicht beliebt.🙂
Gabriella Rauber
Gabriella Rauber
Mich hat bereits das Beitragsbild animiert weiterzulesen.
Ein sehr informativer Beitrag. Ich bin mir gerade am Überlegen, welche Geheimnisse sich hinter meinem Lieblingsmärchen (Brüderchen und Schwesterchen) verbergen.
Danke für die vielen tollen Inputs!
Barbara-Mira
Barbara-Mira
Liebe Gabriella, ganz herzlichen Dank für dein Feedback, das mich freut! ❤

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